Fachkräfte finden, halten und binden: Was Unternehmen in der Region jetzt verändern müssen

In Hannover und der umliegenden Region spitzt sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt weiter zu. Die Zahl unbesetzter Stellen steigt kontinuierlich, besonders in technischen, sozialen und handwerklichen Berufen.
Im Juli 2025 zählte die Agentur für Arbeit Hannover über 13.000 offene Positionen – viele davon sind bereits über Wochen hinweg vakant. Vor allem kleinere Betriebe geraten dadurch zunehmend unter Zugzwang: Ihre Projekte verzögern sich, Aufträge bleiben liegen und geplante Wachstumsstrategien stagnieren.
Doch nicht allein der Mangel an Bewerbungen erschwert die Lage. Hinzu kommen auch neue Erwartungen auf Seiten der potenziellen Beschäftigten. Faktoren wie Flexibilität, Wertschätzung und Entwicklungsperspektiven spielen für viele heute eine zentrale Rolle. Unternehmen, die im Wettbewerb um die besten Talente bestehen wollen, müssen daher Arbeitsbedingungen bieten, die diesen Ansprüchen gerecht werden.
Recruiting muss sich an der Zielgruppe orientieren
Lediglich klassische Stellenanzeigen zu schalten reicht heute kaum noch aus. Laut Umfragen entscheidet mittlerweile vor allem das Arbeitsumfeld über Zufriedenheit und den Willen zu bleiben, nicht die Branche oder das Gehalt.
Für Unternehmen bedeutet das: Ihr Recruiting muss früher beginnen und zudem strategischer und zielgerichteter gestaltet werden. Immer mehr regionale Betriebe setzen auch auf externe Unterstützung, um die passenden Bewerber:innen zu erreichen. Die casusbene GmbH begleitet Unternehmen beispielsweise bei dieser Herausforderung. Genutzt werden dafür unter anderem datenbasiertes Targeting, moderne Kommunikationsformate und ein systematisches Bewerbermanagement.
Der Blick richtet sich dabei außerdem nicht nur auf Abschlüsse oder Erfahrung, sondern auch auf persönliche Werte, Passung und zukünftiges Entwicklungspotenzial.
Bindung ergibt sich nicht aus dem Arbeitsvertrag
Gute Fachkräfte zu gewinnen, ist leider nicht mehr genug – sie müssen sich im Unternehmen auch dauerhaft wohlfühlen, um zu bleiben.
Eine strukturierte Einarbeitung, regelmäßige Rückmeldungen und echte Beteiligungsmöglichkeiten machen in diesem Kontext einen großen Unterschied. Auffällig ist in diesem Zusammenhang auch: Viele Kündigungen erfolgen bereits in der Probezeit. Die Gründe dafür liegen häufig in einer fehlenden Integration, zu starren Abläufen oder mangelnder Transparenz auf Unternehmensseite.
In Hannover reagieren einige Unternehmen darauf mit gezielten Maßnahmen für eine langfristige Bindung. So unterstützt die Region beispielsweise im Rahmen des Qualifizierungschancengesetzes für innerbetriebliche Weiterbildungen besonders kleine und mittlere Betriebe. Auch Peer-Mentoring-Programme oder flexible Arbeitszeitmodelle sind immer häufiger zu finden.
Entscheidend bleibt dabei jedoch, dass die jeweiligen Maßnahmen zum individuellen Team und zur Unternehmenskultur passen.
Führung und Kultur prägen die Entscheidung für oder gegen einen Arbeitsplatz
Die Führungskräfte wirken als zentrale Multiplikatoren für die Zufriedenheit der Mitarbeiter. Wer motiviert führt, Verantwortung überträgt und aktiv zuhört, stärkt die Bindung zu seinem Team und erhöht gleichzeitig auch die Weiterempfehlungsrate unter den Mitarbeitenden.
Jüngere Generationen – insbesondere die sogenannten Digital Natives – achten darüber hinaus mittlerweile wesentlich stärker auf Themen wie Nachhaltigkeit, Diversität und gesellschaftliche Verantwortung.
Die Bewerbungsgespräche drehen sich heute nicht nur um Aufgaben und Gehalt, sondern auch um Haltung: Gibt es Möglichkeiten zur Mitgestaltung? Wird Familienfreundlichkeit gelebt oder nur kommuniziert? Sind Teilzeitmodelle wirklich möglich?
Unternehmen, die an dieser Stelle glaubwürdig agieren, punkten doppelt – sowohl bei den bestehenden Teams als auch bei neuen Talenten.
Regionale Netzwerke und Programme als Wegbereiter
Die Stadt Hannover fördert bereits gezielt Maßnahmen zur Fachkräftesicherung. Die Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft hannoverimpuls bietet Betrieben zum Beispiel Unterstützung bei der Gewinnung und Bindung von Mitarbeitenden − auch mit Blick auf internationale Fachkräfte. Flankiert wird dies durch Initiativen wie die Fachkräfteinitiative Niedersachsen, die Unternehmen, Bildungseinrichtungen und Verwaltungen miteinander vernetzt.
Bundespolitisch wurde ebenfalls gehandelt: Mit dem überarbeiteten Fachkräfteeinwanderungsgesetz, das seit März 2024 in Kraft ist, wurde der Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt für qualifizierte Kräfte aus Drittstaaten weiter vereinfacht.
In der Praxis zeigt sich jedoch, dass eine erfolgreiche Integration mehr als nur rechtliche Rahmenbedingungen braucht. Nötig sind unter anderem auch Sprachförderung, kulturelle Orientierung und ein unterstützendes Umfeld im Unternehmen.